Ein Werkzeug aus der Kommunikation kann unsere innere Haltung positiv beeinflussen.
Die Präsentation ist vorbereitet. Notizen lagen im ganzen Raum herum. Die Kamera aufgebaut. Mein Kunde bereitet sich auf sein erstes Trainings-Meeting vor. Er checkt seine Recherchen, Argumente und vorbereiteten Fragen für das Übungs-Gespräch. Sein Blick geht bei ihm nochmal rauf und runter, ein Fusel am Arm wird noch entfernt.
„Alles gecheckt?“, fragte ich ihn. „Jop, kann losgehen!“
Er klopft an die Tür, tritt herein und die Session wird abgebrochen… Fragend blickt er mich an. So erlebe ich es jedes Mal in meinen Trainings. Manchmal dauert es bis zu zehn Minuten, bis die Erkenntnis auftaucht. Und der AHA-Effekt ist gewaltig.
Unsere äußerliche Vorbereitung haben wir offensichtlich fest im Griff. Aber wie oft kontrollieren wir unsere innere Haltung – die Einstellung mit der wir anderen Menschen begegnen und die unser Verhalten massiv verändern kann?
Die Anzeichen erkennen
Es gibt sie – die Menschen, die in einen Raum eintreten und dir die Luft zum Atmen nehmen – positiv wie negativ. Kollegen, die mit hängenden Köpfen hereintrotten und dir den Tag schon vor dem ersten Kaffee verpesten. Menschen, die mit ihrem Blick am Morgen die Milch sauer werden lassen.
Unsere Haltung zur Welt und anderen Menschen beeinflusst unser Verhalten. Wir entscheiden uns täglich weit über unseren Arbeitsalltag hinaus mit welcher Haltung wir durchs Leben marschieren.
So weit so schwierig
Es wird immer wieder Situationen im Leben geben, die uns im Buckel sitzen und unsere Haltung beeinträchtigen. Schicksalsschläge, Misserfolge, Krankheiten – da wird’s hart mit einem Lächeln durch die Welt zu spazieren. Und einfach von heute auf Morgen Zelte abreißen und alles auf den Kopf stellen – ist meist eine Wunschutopie. Wenn Menschen gestern noch Angst und Bammel hatten vor Publikum zu sprechen, wird sich das Problem nicht morgen erledigt haben. Gewisse äußere Einflüsse bleiben länger unbeeinflussbar – aber nicht die Inneren.
Perspektivenwechsel
Viele sind der festen Überzeugung, dass die Umstände sie zu ihrer Haltung gezwungen haben. In der Art: „Nach dem Stau heute morgen, juckt mich der Kundenbesuch noch weniger!“ Oder „Ich hab schlecht geschlafen, lass mich in Ruhe, ich bin sauer.“ Oder „Der Kollege hat schon wieder zu spät abgegeben, kein Wunder, dass ich die Beherrschung verloren hab!“.
Kein Wunder? Oder doch. Es ist unsere eigene Entscheidung, wie wir uns verhalten und unsere Haltung den Umständen entsprechen. Meist unbewusst, manchmal bewusst.
Türschwellen-Check
Mein Kunde steht noch immer rätselnd in der Tür. Und ich liebe dieses Ratespiel. Was hat er nur vergessen? Es dauert etwas bis:
„AHHH – ich hab alles gecheckt, nur nicht wie ich durch die Tür komme!“.
Ein einfaches Werkzeug aus der Kommunikation hilft uns auch die innere Haltung zu checken. Die ersten Momente eines Auftritts sind entscheidend. Denn auch unser erster Eindruck wird durch die innere Haltung geprägt und fällt dem Gegenüber unbewusst auf.
Bei jedem Tor, jeder Tür, jedem Durchgang, blieben wir an diesem Tag stehen, machten eine Pause und ich ließ ihn sich selbst fragen: Wie stehe ich hier, wie ist meine Haltung zur kommenden Situation? Erst dann machten wir den Schritt durch die Tür.
Selbst die Schlafzimmertür seiner Kids musste für Übungszwecke an diesem Tag herhalten. Denn die innere Haltung zu trainieren, beginnt zuhause.
Das bewusste Eintreten in den Raum, der Check unserer inneren Haltung lässt uns nicht nur selbstBEWUSST wirken. Wir nehmen Situationen anders wahr und lassen uns dadurch schwieriger aus der Ruhe bringen.
„Egal welche Tür oder Situation – Meeting, Büro, Stalltür oder Hoftor.
Türschwellencheck zur inneren Haltung = Türgriff, Pause, Haltung – Eintritt – let´s go…„
Euer Jürgen